Kriegsende in Bremen: "Gott sei Dank, kein Fliegeralarm mehr!"

Als bedeutender Standort der Kriegswirtschaft war Bremen ein wichtiges Ziel der Alliierten. Immer wieder musste sich die Bevölkerung, in die Bunker retten.

Britischer Soldat vor zerstörter Brücke über die Weser
Die Nationalsozialisten ließen die Weserbrücken in der Altstadt sprengen und hofften vergeblich, die alliierten Truppen an der Flußüberquerung zu hindern. Bild: dpa | Picture Alliance / AKG Images

Ende April 1945 steht Bremen tagelang unter Dauerbeschuss durch die alliierten Bomber und die britische Artillerie. Ganze Häuserzeilen sind weggesprengt, Versorgungsleitungen zerstört. Viele Menschen haben kein Wasser, kein Gas und keinen Strom mehr und sind zermürbt von Tagen und Nächten voller Angst in Kellern und Bunkern.

Es war höchste Zeit, dass der Frieden kam. Es war höchste Zeit, dass der Krieg aufhörte!

Hans Koschnick
Hans Koschnick

Der spätere Bremer Bürgermeister Hans Koschnick ist im April 1945 gerade 16 Jahre alt und soll in einer Kampfeinheit des Reichsarbeitsdienstes zusammen mit anderen Jugendlichen Straßen sprengen. Aber dazu kommt es nicht mehr.

Als ein älterer Feldwebel die Knaben sieht, beschließt er, keine Munition mehr herauszugeben. Koschnick beschreibt es später so: "Der Alte schlug die Hände über dem Kopf zusammen und hat gesagt: 'Er führt keinen Krieg mit Kindern! Einpacken, wir fahren wieder weg!' Ich kann dem, der das entschieden hat, nur dankbar sein. Denn hinterher haben wir erfahren, dass wir viel zu nah dran waren. Wir wären mit in die Luft gegangen."

Wilhelm Kaisen
Wilhelm Kaisen hatte Glück, ob seines Alters nicht mehr gegen die Engländer kämpfen zu müssen. Bild: Radio Bremen

Zu diesen Zeitpunkt ist der Krieg längst entschieden. Britische Truppen rücken immer weiter auf Bremen vor. Als die englischen Panzer einrollen, sind viele Bremer dennoch überrascht. Der frühere Senator und spätere Bürgermeister Wilhelm Kaisen ist in den letzten Kriegstagen als 58-Jähriger noch eingezogen worden, um Dienst an einer Flakbatterie zu leisten. Im Radio hört er, dass die englischen Truppen schon vor Bremen stehen.

Wie ich da hinkomme zur Stellung, liegt da ein Zettel: 'Es ist alles aus. Wir sind abgehauen!' Da stand ich da und ging auch weg. So war das Kriegsende für mich.

Wilhelm Kaisen

Aber Bremens Kampfkommandant Fritz Becker lehnt die Aufforderung der Briten, sich zu ergeben, kategorisch ab. Kämpfen bis zum letzten Blutstropfen, lautet sein Befehl. Als britische Truppen die Neustadt einnehmen, lässt Becker die Weserbrücken sprengen. Aufhalten aber kann er damit das Vorrücken der Briten nicht. Wenig später marschieren sie auch in die Bremischen Häfen und die Altstadt ein.

Es hat gestunken. Das kam vom Geschützfeuer und von den Leichen. Es roch nach Krieg. Ein widerlicher Geruch.

Britischer Soldat

Die Menschen in Bremen, so erinnert sich dieser britische Soldat, hätten weder geweint noch gejubelt. Sie seien wie betäubt gewesen nach zwei Wochen ununterbrochener Angriffe. Eine Bremerin beschreibt ihr vorherrschendes Gefühl so: "Gott sei Dank, kein Fliegeralarm mehr. Nicht mehr abends aufstehen müssen oder in den Bunker gehen. Das war die Befreiung von den Bombenangriffen! So hab ich das empfunden."

Mehr als 4.000 Menschen sind während des Krieges bei 173 Luftangriffen gestorben. Die Stadt liegt in Schutt und Asche, fast zwei Drittel aller Wohnungen sind zerstört. Mit dem Einmarsch britischer Truppen endet der Krieg in Bremen am 26. April 1945.

Autorin

  • Birgit Sagemann
    Birgit Sagemann

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Die Chronik, 26. April 2020, 7:50 Uhr