Fragen & Antworten

So können jetzt auch Bremer Mieter ihren eigenen Solarstrom gewinnen

Nahaufnahme einer Solarzelle mit schönem Himmel im Hintergrund (Symbolbild)
Auch kleiner Solarpanele für den Balkon können mehrere 100 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Bild: Imago | U. J. Alexander

Bremen will Stecker-Solargeräte für den Balkon fördern. Damit könnten auch Mieter und Hauseigentümer mit wenig Geld und Platz Strom teilweise selbst erzeugen. Lohnt sich der Kauf?

Um aus Sonnenstrahlen Strom zu machen, braucht eine Balkonsolaranlage noch nicht einmal ein Dach. Sie lässt sich ans Geländer eines Balkons oder einer Terrasse anschrauben und zur Sonne ausrichten. Wer umzieht, kann das kleine Kraftwerk einfach abschrauben und woanders montieren. Damit sich möglichst viele Bremerinnen und Bremer so genannte Stecker-Solargeräte anschaffen, wird Bremen ein entsprechendes Förderprogramm ausarbeiten. So soll es die Bremische Bürgerschaft auf Antrag von SPD, Grünen und Linkspartei heute beschließen. Wir erklären, was Sie dazu wissen sollten.

Was kostet eine Balkonsolaranlage, und wie lange dauert es, bis sich der Kauf rechnet?

Balkonsolaranlagen kosten, je nach Modell, etwa 300 bis 1.800 Euro. Wie Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen erklärt, ging man bis vor Kurzem noch davon aus, dass sich die Anschaffung nach etwa acht Jahren amortisiert. Wegen der erheblich gestiegenen Strompreise sei es aber gut möglich, dass sich die Anschaffung einer Balkonsolaranlage mittlerweile schneller rechnen, so Ewen.

Aus dem gleichen Grund hat die Nachfrage nach Balkonkraftwerken in den letzten Wochen allerdings so stark zugenommen, dass sich Kundinnen und Kunden auf lange Lieferzeiten einstellen müssen. Das teilen mehrere Hersteller von Balkonsolaranlagen über ihre Websites mit.

Wie lässt sich der Strom, den die Balkonsolaranlage erzeugt, nutzen?

Balkonsolaranlagen, auch Stecker-Solargeräte genannt, lassen sich direkt an die Steckdose anschließen. Sie setzen sich aus Standard-Solarmodulen und einem Wechselrichter zusammen, der den Gleichstrom der Solaranlage in Netzstrom für Haushaltsgeräte umwandelt, teilt die Verbraucherzentrale Bremen mit.

Der erzeugte Strom kann für den sofortigen Verbrauch eines Haushaltes – etwa für Kühlschränke, Gefriertruhe oder Router – genutzt werden. Verfügt die Anlage über einen Stromspeicher, kann sie auch Reserven aufbauen. Wird nicht genug Solarstrom erzeugt, fließt Strom aus dem Netz hinzu.

Wie groß sind Stecker-Solargeräte, und was leisten sie?

Stecker-Solargeräte bestehen üblicherweise aus ein oder zwei Solarmodulen. Ein Modul ist etwa 1 x 1,70 Meter groß. Es generiert eine Leistung von bis zu 300 Watt. "300-Watt-Module samt Wechselrichter sind einschließlich Montagevorrichtung ab 500 Euro erhältlich und erzeugen je nach Standort bis zu 300 Kilowattstunden Strom im Jahr", sagt Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen.

Wie sollte man Stecker-Solargeräte installieren?

Am meisten Strom erzeugen Geräte, auf die kein Schatten fällt und die im Winkel von 30 bis 40 Grad zur Südseite ausgerichtet sind. Sie müssen außerdem sturmfest angebracht werden.

Was sollte man vor der Installation einer Balkonsolaranlage außerdem beachten?

Für Miet- und Eigentumswohnungen bedarf es der Zustimmung des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft, um Solarmodule an der Brüstung oder Hauswand anbringen zu können. Außerdem muss man Stecker-Solargeräte beim örtlichen Stromnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur anmelden. "Leider erschweren einzelne Netzbetreiber den Anschluss von Stecker-Solargeräten oder verlangen unzulässige Entgelte für den gegebenenfalls notwendigen Zählertausch. Den Betrieb verbieten dürfen sie nicht", teilt die Verbraucherzentrale Bremen dazu mit.

Wie soll die Förderung von Balkonsolaranlagen in Bremen und Bremerhaven konkret aussehen?

Die Bremische Bürgerschaft fordert den Bremer Senat laut Beschlussvorlage von SPD, Grünen und Linkspartei unter anderem dazu auf:
– "sich beim Netzbetreiber Wesernetz dafür einzusetzen, dass ein weiter vereinfachtes Meldeverfahren (…) und ein kostenloser Zählerwechsel (…) für den Betrieb von Solaranlagen zur Verfügung gestellt werden…"
– "sich bei den Bremer Energieversorgern dafür einzusetzen, dass sie attraktive "Pauschalpakete" (…) anbieten…"
– "ein Pilotprogramm zur Bezuschussung der Anschaffung von Balkonsolaranlagen (…) aufzulegen." Dieses Programm müsse sicherstellen, dass sich auch Sozialleistungs- und Wohngeldempfänger das Balkonkraftwerk leisten könnten, heißt es dazu in der Beschlussvorlage.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. Februar 2022, 19.30 Uhr