Darum heißt ein Platz in Bremerhaven nun nach dieser bedeutenden Frau

Der Platz am Auswandererhaus war lange namenlos. Nun erinnert er an eine kämpferische Frau mit besonderer Bedeutung für Bremerhaven – und wird heute feierlich eröffnet.

Den Namen Marie Juchacz kennt heute kaum jemand. "Und das ist traurig", sagte Simone Blaschka, Direktorin des Bremerhavener Auswandererhauses, bereits vor gut zwei Jahren, als das Museum der Gründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und einer Mitstreiterin eine Sonderausstellung widmete. Bereits im März 2019 hatte die Stadtverordnetenversammlung die Benennung nach der Frauenrechtlerin beschlossen.

Juchacz gehört zu den Frauen, die viel geleistet haben, aber schnell wieder in Vergessenheit gerieten.

Simone Blaschka, Direktorin des Bremerhavener Auswandererhauses

Platz-Eröffnung musste verschoben werden

Die feierliche Taufe des "Marie-Juchacz-Platz" sollte ursprünglich kurz nach Pandemiebeginn stattfinden, musste wegen Corona jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Die Umbenennung des Platzes sei daher von der Öffentlichkeit noch nicht so wahrgenommen worden, sagt Thomas Krüger, Sprecher der AWO-Bremerhaven.

Jetzt wurde die feierliche Eröffnung mit geladenen Gästen nachgeholt. Die Festrede hielt Claudia Bogedan, Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung und frühere Bremer Bildungssenatorin.

Wer war Marie Juchacz?

Eine Frau steht neben einem historischen Auto
Marie Juchacz hat in ihrem Leben viel bewegt, nun ist ihr in Bremerhaven ein Platz gewidmet. Bild: AWO

Die 1879 geborene SPD-Politikerin Juchazc lebte nach der Trennung von ihrem Mann als alleinerziehende Mutter in Berlin. Auf ihre Initiative hin hat die SPD 1919 den "Fachausschuss für die Arbeiterwohlfahrt" gegründet, um die größte Not der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern. Als eine von 37 Frauen wurde sie nach der Einführung des Frauenwahlrechts 1919 in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Im selben Jahr sprach sie als erste Frau in einem deutschen Parlament.

Als die Nazis an die Macht kamen, musste Juchacz fliehen – bis nach New York. Dort schlug sie sich mühsam durch, lernte Englisch und baute in den Vereinigten Staaten eine eigene AWO auf. Über Bremerhaven kehrte Marie Juchacz am 2. Februar 1949 mit dem Schiff nach Deutschland zurück. Hier hatte sich die AWO mittlerweile neu gegründet. Bereits 1920 wurde der erste Bremerhavener AWO-Ortsverein gegründet – und spielt mit derzeit 1.300 Mitarbeitende in 67 Einrichtungen im Sozialwesen der Stadt bis heute eine große Rolle.

Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 10. Juni 2022, 6:40 Uhr