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Von diesen 4 Städten lernen: Wie Bremen mehr Menschen aufs Rad bekäme

Großer Platz in Kopenhagen voller Fahrräder und Fahrradstellplätze
Kopenhagen und seine Fahrradstellplätze: die Nørreport Station gilt als aktuelles Aushängeschild. Bild: COBE und Gottlieb Paludan Architects | Lars Rolfsted Mortensen

Satte Zuschüsse, glatte Wege, üppige Stellplätze: Die Ausstellung "Fahr Rad!" in Bremen zeigt, wie Metropolen Menschen fürs Radfahren begeistern.

1 Vorreiter in Sachen autofreier Innenstadt: Groningen

Statt die Stadt dem Auto anzupassen, passte Groningen das Auto der Stadt an – und zwar schon 1977. Über Nacht führte Groningen einen neuen Verkehrswegeplan ein. Schilder wurden aufgestellt, um Straßen als Einbahnstraßen auszuweisen oder deren Richtung zu ändern. Man gestaltete das Autofahren gezielt zeitaufwändig und unattraktiv, lenkte den Autoverkehr ringförmig um die Stadt herum.

Zugleich baute Groningen neue Radwege und pflanzte Bäume in der Stadt. Der Vismarkt, ein zentraler Platz, der zu einem großen Parkplatz geworden war, gewann seine ursprüngliche Funktion als Markt zurück. Die meisten innerstädtischen Läden überlebten, manche blühten sogar auf. Die Luft in Groningen sei so sauber wie in keiner anderen niederländischen Großstadt, informiert das Deutsche Architekturmuseum (DAM), das die Ausstellung in den Räumen der Sparkasse am Brill konzipiert hat.

2 Im Zeichen der Fahrradstellplätze: Kopenhagen

"Die fahrradfreundlichste Stadt der Welt" möchte Kopenhagen werden. Das hat die Stadt bereits als Gastgeber der EU-Klimakonferenz COP von 2009 offiziell erklärt. Seitdem baut die Stadt in Kooperation mit den umliegenden Kommunen bestehende Fahrradwege zu einem Netz aus Superradschnellwegen aus. Dazu zählen Brücken, die ausschließlich für den Fahrradverkehr ausgelegt sind, sowie etwa 2.500 innerstädtische Fahrradstellplätze. Die Fahrräder stehen hier komfortabel in kleinen Mulden. Zudem sind die Stellplätze beleuchtet. In der S-Bahn darf das Fahrrad seit 2010 kostenlos mitgeführt werden. Seitdem ist die Zahl der Fahrgäste um gut zehn Prozent gestiegen.

Der Anteil der Fahrradfahrer unter den Verkehrsteilnehmern lag im Jahr 2017 bei 29 Prozent. Für Annette Becker, Kuratorin der Ausstellung "Fahr Rad!", ist Kopenhagen "der große Held des Radverkehrs".

Schon im Jahr 2012: Kopenhagen ist eine echte Radfahrer-Stadt

Bild: Radio Bremen

3 Mit Schildern, Zeichen und Pflanzenkübeln: New York

Ohne großen Vorlauf, beinahe über Nacht, hat New York 2007 damit begonnen, zentrale Straßen zugunsten des Fahrradverkehrs umzugestalten – nicht mit teuren Großprojekten, die Jahrzehnte brauchen, sondern mit den üblichen Materialien des Straßenverkehrsamts, darunter Farbe, Pflanzenkübel, Schilder und Zeichen. So wurde bei breiten Straßen die Fahrspur ein wenig verringert und ein Radweg angelegt.

Allein bis 2013 baute New York 650 Kilometer neue Radwege. Die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr sei nicht nur bei Radfahrern, sondern auch bei Fußgängern und sogar Autofahrern in der Metropole um 50 Prozent gesunken, teilt das DAM dazu in seiner Ausstellung mit.

Zum Vergleich: Bremen kalkuliert für den Bau der kürzlich beim Bundeswettbewerb "Klimaschutz durch Radverkehr" ausgezeichneten Fahrradroute Wallring rund fünf Millionen Euro. Vier Millionen steuert der Bund bei. Die Stadt richtet eigens für den Wallring Fahrradstraßen ein, baut eigenständige Radwege, baut neue Fahrradstellplätze auf und verändert mehrere Ampelschaltungen. Der Wallring, der seit Jahren geplant wird, soll 2022 fertig werden.

4 Setzt auf das elektrische Lastenfahrrad: Oslo

Um Familien vom Kauf eines neuen Autos abzuhalten, fördert Oslo den Kauf elektrischer Fahrräder. So erhielten die Bürger im Jahr 2017 einen Zuschuss von 1.000 Euro, wenn sie statt eines Autos ein elektrisches Lastenfahrrad kauften. Im Jahr zuvor bezuschusste Oslo den Kauf eines Standard-E-Bikes mit 500 Euro.

Zugleich schafft die Stadt Radfahrern mehr Raum auf der Straße, indem sie Parkplätze beseitigt, Parkgebühren erhöht und zugleich Radwege baut. Einige dieser Radwege werden nach dem so genannte "Oslo-Standard" ausgelegt: Sie sind bis zu zweieinhalb Meter breit. Obendrein kehrt Oslo die Radwege umgehend, sobald es schneit.

Kuratorin Annette Becker, die bereits in Oslo mit dem Fahrrad unterwegs gewesen ist, versichert: "Man fühlt sich dort auf dem Fahrrad einfach sicherer als anderswo." Wobei Becker einräumt: "In Bremen fährt es sich auch gut."

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 16. September 2019, 23:30 Uhr

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