Meinungsmelder

Anreiz oder Aktionismus? So sehen die Meinungsmelder das 9-Euro-Ticket

Radio Bremens Meinungsmelder befürworten mehrheitlich das 9-Euro-Ticket. Wie die Verkehrswende langfristig aussehen könnte, darüber sind sie allerdings uneins.

Ab diesem Mittwoch gilt deutschlandweit das 9-Euro-Ticket. Und bei den Radio Bremen Meinungsmeldern kommt es mehrheitlich gut an. 63 Prozent der 3.555 Befragungsteilnehmer geben dem günstigen Ticket zur bundesweiten Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) einen "Daumen hoch".

Allerdings gibt es auch Skepsis bei der Umsetzung, der Kapazität und dem Zeitraum der Aktion. So wird das Tickets einerseits als Anreiz gesehen, den ÖPNV zu nutzen. Andererseits befürchten viele Befragte beispielsweise "ein Chaos mit vollen Zügen". Wieder andere bezeichnen das Ticket als kurzfristigen Aktionismus. Langfristig schlagen die Meinungsmelder daher mehrere Alternativen für das 9-Euro-Ticket vor.

Welche Alternative(n) sehen Sie gegenwärtig zum 9- Euro-Ticket?

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51 Prozent der Radio Bremen Meinungsmelder sind alternativ zum 9-Euro-Ticket dafür, den ÖPNV komplett kostenlos anzubieten. In den Kommentaren wird in der Befragung jedoch auch das 365-Euro-Ticket als dauerhafte Alternative genannt.

Ebenfalls häufig merken die Meinungsmelder an, dass ein genereller Ausbau des ÖPNV wünschenswert wäre. Insgesamt vergeben die Radio Bremen Meinungsmelder dem öffentlichen Personennahverkehr durchschnittlich vier von fünf Sternen. In Bremen und Bremerhaven ist die Beurteilung dabei deutlich besser als bei Befragten, die aus dem niedersächsischen Umland stammen. Meinungsmelder aus diesen Regionen bewerten den öffentlichen Personennahverkehr durchschnittlich mit nur zwei Sternen.

Ein Bus, der dreimal am Tag fährt, ist nicht ausreichend. Auch von den Zeiten passt es nicht. Man kommt an sein Ziel, aber nicht wieder zurück.

60-jähriger Meinungsmelder aus Hagen im Bremischen

Kritisiert wird unter anderem, dass einzelne Stadtteile noch unzureichend an das Streckennetz des ÖPNV angebunden sind. Die Taktung von Verbindungen empfinden viele ebenfalls als unzureichend, vor allem am Wochenende. Weitere Verbesserungsvorschläge machen die Meinungsmelder im Hinblick auf die Pünktlichkeit von Bussen und Bahnen, den Ausbau von Verbindungen und die genauere zeitliche Abstimmung von Anschlussverbindungen – besonders nachts.

Geteilte Meinung zu Tempo 30

Im Hinblick auf die Umsetzung einer weitergehenden Verkehrswende sind die Meinungsmelder verschiedener Ansicht. Eine Senkung des Tempos in Innenstädten auf 30 Kilometer pro Stunde, wie es in Bremen diskutiert wird, halten zwar 52 Prozent der Meinungsmelderinnen und Meinungsmelder für "eher" sinnvoll bis "sehr" sinnvoll. 41 Prozent der Befragten halten eine solche Maßnahme hingegen für weniger oder überhaupt nicht sinnvoll.

Bei Befürwortern und Gegnern drehen sich die Argumente vor allem um die Umweltbelastung durch Kraftstoffverbrauch, die Abgase der motorisierten Fahrzeuge und die Auswirkung auf den Verkehrsfluss. Wobei allerdings die Befragten, je nach Zustimmung oder Ablehnung von Tempo 30, die genannten Aspekte unterschiedlich einschätzen. "Es spart Treibstoff und macht den Straßenverkehr sicherer und leiser", schreibt beispielsweise eine 30-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Findorff. Andererseits erzeuge "dieses ständige Wechseln zwischen 30 und 50 km/h [...] eher mehr Stau/Abgase", schreibt hingegen eine 49-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Osterholz.

Mehrheit für Tempolimit auf Autobahnen

Ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen findet die Mehrheit der Befragten (69 Prozent) jedoch eher richtig – 55 Prozent der Befragten sind sogar absolut dafür.

Tempolimit von maximal 130 km/h auf Autobahnen: Wie finden sie das?

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"Das würde auch sofort viel Spritverbrauch einsparen", begründet ein 58-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Habenhausen seine Befürwortung. Und eine 61-Meinungsmelderin aus Bremen-Lehe schreibt: "Andere Länder kommen mit dem Tempolimit sehr gut klar. Wer meint, bei einem Tempolimit würde er am Steuer vor Langeweile einschlafen, sollte zum Arzt gehen und das Ausland mit dem Auto meiden."

Doch es gibt auch ablehnende Haltungen. "Während des Berufsverkehrs geht es sowieso langsamer voran. Bringt nichts und manchmal hat man es eilig. Daher wäre ich eher dagegen", schreibt ein 58-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Arbergen.

Jeder Zweite könnte auf ein Auto verzichten

Der weiterhin hohe Stellenwert des Autos für die Fortbewegung im Alltag zeigt sich bei der Frage nach der Bereitschaft, dauerhaft ohne ein privates Fahrzeug auszukommen.

Könnten Sie grundsätzlich auf ein eigenes Auto verzichten?

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Jede zweite Meinungsmelderin und jeder zweite Meinungsmelder können dies derzeit nicht. Bei denjenigen, die aus dem niedersächsischen Umland kommen, sind es mit 74 Prozent sogar deutlich mehr, die auf ein eigenes Auto angewiesen sind; nur sieben Prozent von ihnen haben kein eigenes Auto. Zum Vergleich: In Bremen und Bremerhaven besitzen 25 Prozent der Befragten kein eigenes Auto.

Oft wird die Bereitschaft, auf ein eigenes Auto zu verzichten, von den Befragten auch an Voraussetzungen geknüpft. "Ja, wenn die Utopie eintrifft und öffentliche Verkehrsmittel günstiger als Auto und in allen Orten gut erreichbar sind", schreibt ein 32-jähriger Meinungsmelder aus der Bremer Neustadt. "Als Familie nutzen wir alle die Öffis für den Schulweg und für den Arbeitsweg, hier kommen dann schnell über 200 Euro im Monat zusammen", schreibt eine 46-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Mahndorf. Sie würde sich ein "wesentlich günstigeres Schülerticket" wünschen.

So lief der Verkaufsstart vom 9-Euro-Ticket in Bremen

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, der Morgen, 1. Juni 2022, 6:15 Uhr