Fragen & Antworten
So steht es um die medizinische Versorgung durch Hausärzte in Bremen
Worum geht es beim Ärztetag in Bremen?
Beim Ärztetag geht es auch um einen drohenden Fachkräftemangel. Die Zahl der Hausärzte könnte künftig sinken. Gesundheitssenatorin Bernhard fordert einen Kulturwandel.
Wie gut ist die hausärztliche Versorgung in Bremen?
Laut Kassenärztlicher Vereinigung Bremen (KV) liegt der Versorgungsgrad der Stadt Bremen bei 105,6 Prozent, in Bremerhaven bei 104,2 Prozent (Stand: 1. Oktober 2021). Das bedeutet, dass es rein rechnerisch ausreichend Hausärzte gibt. Zur Erläuterung: Die Zahl ist das Ergebnis der sogenannten Bedarfsplanung: Sie gibt das Verhältnis aller praktizierenden Hausärztinnen und -ärzte im Verhältnis zum Bedarf an, den der Gesetzgeber vorgegeben hat. Wenn der Wert unter 75 Prozent (bei Fachärzten unter 50 Prozent) liegt, spricht man von einer Unterversorgung.
Wie ist die Lage im Bremer Umland?
Für die hausärztliche Versorgung hat die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) Bereiche festgelegt, um den Versorgungsgrad genauer abbilden zu können.
Was will die Politik gegen einen zukünftigen Ärztemangel tun?
Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zufolge braucht es einen Kulturwandel in der Branche: “Die klassische Hausarztpraxis wird in Zukunft nicht mehr das einzige und auch nicht das vorherrschende Modell sein, davon bin ich überzeugt. Viele jüngere Ärztinnen und Ärzte setzen mehr auf verlässliche Arbeitszeiten, Teilzeitmöglichkeiten oder ein Angestelltenverhältnis”. Ein Modell können laut Gesundheitsressort etwa Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in kommunaler Verwaltung sein, bei Ärztinnen und Ärzte angestellt arbeiten können. Auch Gesundheitszentren böten eine mögliche Lösung, wie zum Beispiel das LIGA in Gröpelingen: Das “Lokale Integrierte Gesundheitszentrum für Alle” bündelt medizinische Versorgung mit Angeboten aus der Pflege, der Prävention und baue zudem sprachliche Barrieren ab.
Warum finde manche Bremerinnen und Bremer in ihrem Stadtteil keinen Hausarzt, obwohl der Bedarf rechnerisch gedeckt ist?
Die Bedarfsplanung der KV Bremen erfasst die Stadt als Einheit – wie viele Hausärzte wie viele Menschen in den einzelnen Stadtteilen versorgen müssen, wird nicht aufgeschlüsselt. Laut KV-Sprecher Christoph Fox sollten Stadt- und Ortsteile nicht die Kassenärztliche Vereinigung oder die Landespolitik beschuldigen, sondern selbst aktiv werden und attraktive Angebote für Mediziner schaffen, die sich niederlassen wollen. Die KV Bremen fördere die Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten in der Stadt mit Zuschüssen für Investitionen von bis 60.000 Euro oder mittels Garantien bei den Umsätzen. “Die Herausforderung der nächsten Jahre wird sein, genügend neue Hausärzte für die Stadt Bremen als Ganzes zu begeistern”, sagt Fox.
Wie sehen Patientenschützer das Thema?
Laut Edeltraud Paul-Bauer, Patientenschützerin beim Gesundheitsladen Bremen, gibt es ein Ungleichgewicht bei der Verteilung der Hausärzte im Stadtgebiet. Menschen in den finanziell schwächeren Stadtteilen müssten weitere Wege auf sich nehmen, was vor allem für ältere Menschen schwierig sei. Der Bedarfsplan sei veraltet, ältere Menschen würden nur ungenügend berücksichtigt. Paul-Bauer zufolge gibt es Bestrebungen, eine feinere Aufteilung überprüfen zu lassen – aus Sicht der Patienten sei diese jedenfalls wünschenswert.
Wie steht es um einen Medizin-Studiengang in Bremen?
Die rot-grün-rote Regierung hat sich gegen ein medizinisches Vollstudium in Bremen ausgesprochen, da dies auch die Ausbildung an der Universität umfassen und somit zu teuer würde. Das Wissenschaftsressort prüfte zudem, ob es in Bremen die Möglichkeit geben soll, den klinischen Teil des Studiums zu absolvieren. Doch daraus ist bislang nichts geworden, da es an Kooperationspartnern fehlt. Laut Gesundheitsbehörde könne aber zum Beispiel die Facharztausbildung an den Bremer Kliniken Medizinerinnen und Mediziner nach Bremen locken.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Nachrichten, 24. Mai 2022, 6 Uhr