Interview

Zu Land, zu Wasser, in der Luft: So viel Rüstung gibt es in Bremen

Ein Transportflugzeug vom Typ Airbus A400M der Luftwaffe hebt am frühen Morgen auf dem Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover ab.

Saab Marine Bremen

Bild: dpa | Hauke-Christian Dittrich

Rheinmetall, Lürssen und nun Saab – in Bremen gibt es einige Unternehmen, die Militärgerät produzieren. Kein Wunder also, dass Bremen als "Rüstungshochburg" gilt.

Die Rüstungs-Industrie in Bremen wächst: Saab will sich mit seiner Marinesparte ansiedeln. Rheinmetall – auch ein großer Rüstungskonzern – will Teile eines Kampfjets produzieren, auch da ist Bremen als Standort im Gespräch. buten-un-binnen-Wirtschafts-Redakteur Christian Schwalb erklärt, was in der "Rüstungshochburg" Bremen produziert wird.

Christian Schwalb, kann man das überhaupt so sagen – Rüstungshochburg?

Ja, mit Fug und Recht, wenn man überlegt, was in Bremen alles hergestellt wird. Es gibt Rüstung für den Einsatz zu Land, in der Luft und zu Wasser, da kommt Saab jetzt neu ins Spiel. Da ist aber auch noch Atlas Elektronik zum Beispiel im Bremer Ortsteil Sebaldsbrück. Die sind schon lange führend bei allem, was mit maritimem Hightech zu tun hat: Von Funkanlagen für U-Boote bis zu Minen-Kampfsystemen. Dann haben wir natürlich in Bremen-Nord, in Bremen-Vegesack, die traditionsreiche Lürssen-Werft. Die hat schon in grauer Vorzeit für die kaiserliche Marine gebaut. Heute sind es eher Patrouillenboote, Korvetten für diverse Marinen. Tatsächlich wird in Bremen-Nord entworfen, bei Lürssen wird dann aber gebaut in Hamburg auf den Werften oder in Wolgast.

Jetzt kommt noch Saab dazu. Da denkt man eher an Autos als an Rüstung. Dabei sind die auch schon lange im Geschäft, oder?

Ja, das ist so. Die bauen schon länger Militärflugzeuge als Autos. Das wissen viele gar nicht unbedingt. Saab hat in Schweden eine eigene Werft, die Schiffe und U-boote herstellt. Und diese Marine-Sparte von Saab eröffnet jetzt in der Bremer Neustadt den neuen Standort. Da wird allerdings nicht produziert, es geht stattdessen um Software-Entwicklung. Deshalb wurden jetzt Büroflächen angemietet. Saab hat übrigens die Nähe zu Partnern hier in der Region durchklingen lassen, da muss man die Werft Abeking und Rasmussen in Lemwerder auf der niedersächsischen Seite erwähnen. Beide arbeiten an einem Großauftrag für die deutsche Marine und rüsten da unter anderem Fregatten mit Schiffsradaren aus.

Mitarbeiter von Airbus gehen in einer Fertigungshalle am Rumpf des A400M entlang.
Airbus baut in Bremen den Rumpf für die A400M, ein Flugzeug, das auch Panzer transportieren kann. Bild: dpa | Carmen Jaspersen

Okay, das war also der Bereich Marine. Wo findet sich "Made in Bremen" auch in der Luft?

Im Flugzeugbau natürlich. Also beim Militär-Flugzeugbau genau genommen. Da sind wir direkt bei Airbus, die bauen in Bremen unter anderem den Rumpf für die A400M, das ist ja das bekannte europäische Transportflugzeug, mit diesen fast schon ikonischen Propellern. Das kann Lastwagen oder auch Panzer transportieren. Abnehmer sind auch hier diverse Luftwaffen, also nicht nur das Bundesverteidigungsministerium. Und noch ein Stichwort: die unbemannten Luftfahrtzeug-Systeme, also Drohnen. Auch die entwickelt Airbus hier in seinen Werken.

Und es geht ja auch noch höher hinaus, oder? Rüstung heißt auch Weltraum. Welche Unternehmen arbeiten in diesem Bereich in Bremen?

Auch da ist Airbus wieder ein Name, den man nennen muss. Denn Airbus baut auch Satelliten und Trägerraketen. Ariane zum Beispiel, wobei man da natürlich unterscheiden muss, weil diese Raketen tragen nicht nur militärisch genutzte Satelliten, sondern auch zivil genutzte Satelliten. Beim Thema Weltraum muss man also immer ein bisschen genauer hingucken. Und da muss natürlich auch der Name OHB fallen. Der OHB-Konzern in Bremen baut zum Beispiel im Auftrag der EU-Kommission Satelliten für das Navigationssystem Galileo, das sich zwar auch zivil nutzen lässt, aber eben auch militärisch. Und rein militärisch baut OHB auch, zum Beispiel ein Satelliten-gestütztes Aufklärungssystem namens Sara. Und das wiederum schickt hochauflösende Bilder von jedem Punkt der Erde, Abnehmer ist die Bundeswehr.

Was stellt Rheinmetall in Bremen her?

Die Konzerntochter Rheinmetall Defence Electronics, kurz RDE, entwickelt Elektronik. Zum Beispiel Zielsysteme für Waffen, das sogenannte Feuerleitsystem des Kampfpanzers Leopard Zwei, den kennen wir, weil das einer der Panzer ist, die jetzt aus Deutschland in die Ukraine geliefert werden – darum gab es eine große Diskussion. Und hier bei RDE werden auch zum Beispiel Ausrüstungen für Soldaten produziert: Helmkameras, Ortungsgeräte, Digitaltechnik. Alles das, was man dann so am Mann trägt, wie es so schön heißt.

Das ist dann also ein Who-is-Who der deutschen Rüstungsindustrie. Wie genau lässt sich das in Arbeitsplätzen zusammenfassen?

Mit den erwähnten großen Konzernen plus einem großen Ring von Zulieferer-Firmen in der Region sprechen die Experten von mehr als 5.000 Arbeitsplätzen am Rüstungsstandort Bremen. Das ist aber nur eine grobe Schätzung. Es werden dann ja tendenziell auch möglicherweise eher noch mehr, weil es nach den Beschlüssen in Berlin für das 100-Milliarden Sondervermögen der Bundeswehr in Zukunft noch mehr Aufträge für viele dieser Unternehmen hier in Bremen geben wird.

Autor

  • Christian Schwalb
    Christian Schwalb

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 31. Mai 2023, 10:10 Uhr